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Wortkeulen

Es ist nicht sehr charmant, andere verbal niederzuknüppeln, indem man sie mit negativ gemeinten Prädikaten versieht und sie so schubladisiert. Man tut sie ab und hält sich der Pflicht für enthoben, sie überhaupt noch ernst zu nehmen und sich mit ihnen zu befassen. Und wenn dann selbst die gewöhnlichen Wortkeulen noch zu schwach oder bereits abgegriffen erscheinen, kann man ihre Wirkung durch das Präfix „erz-“ steigern und dies allenfalls durch „ultra-“ oder stock- überbieten. Besonders beliebt ist dies in jeder Art von unseriösem Journalismus.

So kann man beispielsweise jemanden mit dem Prädikat „ultrakonservativ“ versehen, ohne sich auch nur die Frage zu stellen, ob das, was er sagt, vielleicht doch wahr und sein Anliegen berechtigt ist. Es genügt das vernichtende Urteil, nicht ‚zeitgemäß‘ zu sein.

Solche Etikettierungen werden von manchen dann unreflektiert übernommen, ohne dass sie wissen, was die Worte bedeuten.

Da wir zu den Betroffenen gehören, erlauben wir uns, einige gängige Etiketten kurz zu kommentieren:


Sind wir ‚konservativ‘?

Jene, die uns als konservativ schmähen, möchten wir gerne fragen, was sie damit meinen. Das Wort hat lateinische Wurzeln. Conservare bedeutet bewahren. - Und was soll daran schlecht sein? Wohl kommt es darauf an, was man bewahrt. Die Hausfrau wird beispielsweise die besten Früchte konservieren, nicht die minderen. Eine passende Übersetzung für konservativ wäre: Das Gute bewahrend.

Genau davon aber lebt jede Zivilisation, und wenn man das Wort in diesem Sinn versteht, weist es auf hohe geistliche und kulturelle Güter hin. - Folglich sind wir geneigt, die Frage zu bejahen: Im besten und eigentlichen Sinn des Wortes sind wir wirklich konservativ!


Sind wir ‚traditionalistisch‘?

In diesem Punkt muss man unterscheiden. Zunächst gilt es wieder, das Wort zu verstehen. Es ist bemerkenswert, dass man offenbar doch nicht ganz ohne die lateinische Sprache auskommt, denn auch der Begriff Tradition hat ganz klar lateinische Wurzeln. Das Wort tradere bedeutet: übergeben oder anvertrauen. Inhaltlich ist es also verwandt mit conservare: Das bewahrte Gute weitergeben. Daher auch das Sprichwort: Tradition bedeutet, nicht Asche weiterzugeben, sondern Glut!

Im gewöhnlichen Sprachgebrauch wird traditionell sogar sehr positiv verstanden. Was hält man denn von einem traditionellen Handwerk oder von einer Küche mit Tradition? Was wäre die Schweizer Schokolade oder was wären Schweizer Messer ohne Tradition? Wo Tradition draufsteht erwartet man, dass Qualität drin steckt!

Ohne zu zögern bekennen wir uns also zur Tradition der römisch-katholischen Kirche, deren Stärke es ist, sich mit Fug und Recht auf die Quellen der göttlichen Offenbarung berufen zu können!

Zur Keule wird das Wort durch die Endung „-ismus“, wodurch eine einseitig ideologisierende Verabsolutierung bezeichnet wird. Das ist nicht in unserem Sinn, und wir wehren uns dagegen, als Traditionalisten verunglimpft zu werden!

 

Sind wir ‚Nostalgiker‘?

Wer meint, wir seien Nostalgiker, hat uns missverstanden. Wir lieben nicht das Alte, weil es alt ist. Wir verwahren uns gegen die Unterstellung, wir würden durch eine verklärend-selektive Wahrnehmung in ‚gute alte Tage‘ fliehen und wären durch eine grundsätzliche Vorliebe für Verstaubtes blockiert für Neues!

Nostalgie mag im Bereich alter Bauernmöbel oder bei Eisenbahnliebhabern angebracht sein. Wo aber in der Liturgie Tradition zur Nostalgie entartet, hat sie ihr Eigentliches verfehlt.

Schöne Kirchen, altehrwürdige Gesänge, feine Spitzen und prachtvolle Gewänder haben ihre Berechtigung, sind aber niemals Hauptsache!

Wir lieben die Tradition nicht nur ihres ehrwürdigen Alters, sondern vielmehr noch ihrer jugendlichen Frische wegen. Wir glauben katholisch, weil der Glaube der Kirche uns als heutige Menschen überzeugt. Wir leben katholisch, weil wir die Freiheit lieben und selbst erfahren, dass es gut und beglückend ist, katholisch zu sein.