Priesterbruderschaft St. Petrus
Gründung
Der entscheidende Anstoß zur Gründung der Priesterbruderschaft St. Petrus kam von Papst Johannes Paul II., der bald nach den unrechtmäßigen Bischofsweihen durch Erzbischof Marcel Lefebvre vom 30. Juni 1988 alle mit der Tradition verbundenen Priester und Gläubigen aufrief, in der vollen kirchlichen Gemeinschaft zu verbleiben.
In seinem Motu Proprio ‚Ecclesia Dei afflicta‘ vom 2. Juli 1988 schrieb der Papst: „Vor allem möchten wir unter den vorliegenden Umständen einen feierlichen und leidenschaftlichen, wie auch väterlichen und brüderlichen Aufruf an all jene richten, die bisher in irgendeiner Weise mit der Bewegung des Erzbischofs Lefebvre in Verbindung standen, dass sie ihre ernste Pflicht erfüllen, mit dem Stellvertreter Christi in der Einheit der katholischen Kirche verbunden zu bleiben ... All jenen katholischen Gläubigen, die sich an einige frühere Formen in der Liturgie und Disziplin der lateinischen Tradition gebunden fühlen, möchte ich auch meinen Willen kundtun - und wir bitten, dass sich der Wille der Bischöfe und all jener, die in der Kirche das Hirtenamt ausüben, dem meinen anschließen möge -, es ihnen leicht zu machen, in die kirchliche Gemeinschaft zurückzukehren, durch die notwendigen Maßnahmen, welche die Berücksichtigung ihrer gerechtfertigten Wünsche sicherstellen.“
Gegründet wurde die Priesterbruderschaft St. Petrus am 18. Juli 1988 in der Abtei Hauterive von zwölf Priestern und einigen Seminaristen. Sie wählten bewusst den Namen und das Patronat des hl. Apostels Petrus, um so die Treue zum sichtbaren Oberhaupt der Kirche deutlich und unwiderruflich festzuschreiben. Bereits am 18. Oktober desselben Jahres wurde sie vom Papst anerkannt und errichtet als ‚klerikale Gemeinschaft apostolischen Lebens päpstlichen Rechts‘.
Bald nach ihrer Gründung wurde die Bruderschaft im bayrischen Marienwallfahrtsort Wigratzbad aufgenommen. Nach einigen sehr beengten Jahren in den Räumlichkeiten der Pilgerstätte konnte Dank der Hilfe der Vorsehung und der großen Opferbereitschaft zahlreicher Gläubiger der Bau eines eigenen Priesterseminars in Angriff genommen werden, welches am 2. Dezember 2000 vom Präfekten der päpstlichen Kommission ‚Ecclesia Dei‘, S. E. Kardinal Castrillon-Hoyos, feierlich eingeweiht wurde.
Heute zählt die Bruderschaft 236 Priester und etwa 150 Seminaristen.
Das Motu Proprio ‚Summorum Pontificum‘ vom 7. Juli 2007, in welchem Papst Benedikt XVI. die überlieferte Liturgie wieder zu Ehren bringt und sie zur außerordentlichen Form des Römischen Ritus erklärt, hat die Bruderschaft auf ihrem Weg der Treue sowohl zu ihrem eigenen spirituellen und liturgischen Erbe, als auch zum Apostolischen Stuhl bestätigt.
Ziele
Das erste Ziel der Priesterbruderschaft St. Petrus ist die Heiligung der Priester.
Sie bewahrt und pflegt die überlieferte Form der römischen Liturgie, um den darin enthaltenen spirituellen Reichtum für das geistliche Leben der Priester fruchtbar zu machen.
Sie widmet sich der Priesterausbildung, um der Kirche gute und eifrige Priester zu schenken.
Sie bietet interessierten Priestern Hilfen an, um die Zelebration im überlieferten Ritus zu erlernen und ihre priesterliche Spiritualität zu vertiefen.
Das zweite Ziel ist das seelsorgliche Wirken im Dienst der Kirche und zum Heil der Seelen:
Verkündigung des unverkürzten katholischen Glaubens in Predigt und Katechese
Betreuung von Gemeinden des überlieferten Ritus und Spendung der Sakramente
Exerzitien, Wallfahrten, Freizeiten für Kinder, Jugendliche und Familien
Priesterausbildung
Die Priesterbruderschaft St. Petrus unterhält zwei Priesterseminare: eines in Wigratzbad, Deutschland,und eines in Denton, U.S.A. [Nebraska]. Beide sind nach den geltenden kirchlichen Normen für die Priesterausbildung organisiert.
In Wigratzbad studieren die Seminaristen entweder in deutscher oder in französischer Sprache. Die Vorlesungen werden teilweise von Priestern der Bruderschaft, teilweise von Gastprofessoren aus dem In- und Ausland gehalten. Durch die organische Verbindung von geistlichem Leben und theologischer Wissenschaft sollen die Alumnen zu persönlicher, spiritueller und intellektueller Reife geführt werden. Die reguläre Ausbildungszeit im Priesterseminar St. Petrus beträgt sieben Jahre.
Das erste Jahr ist ein Spiritualitätsjahr [Propädeutikum]. Es dient den Kandidaten zur Vertiefung ihres geistlichen Lebens, zum besseren Kennenlernen der Bruderschaft und zur intensiven Prüfung ihrer Berufung. Sie werden systematisch eingeführt in die Spiritualität, damit auf dieser Grundlage die Durchdringung der geoffenbarten Wahrheiten im Studium der Theologie auch geistlich fruchtbar werden kann.
Die nächsten zwei Jahre dienen dem Studium der Philosophie. Eine gründliche philosophische Ausbildung ist eine wichtige Voraussetzung für das Studium der Theologie. Entsprechend dem ausdrücklichen Wunsch des Zweiten Vatikanums und den Bestimmungen des kirchlichen Gesetzbuches, folgt man dabei vor allem der Lehre des hl. Thomas von Aquin. Die Seminaristen sollen lernen, „mit dem heiligen Thomas als Meister, die Heilsgeheimnisse in ihrer Ganzheit spekulativ tiefer zu durchdringen und ihren Zusammenhang zu verstehen, um sie, soweit möglich, zu erhellen“ (OT 10, vgl. auch CIC can 252 § 3).
Die letzten vier Jahre dienen dem intensiven Studium der verschiedenen theologischen Disziplinen.
Apostolate
Nach der Weihe werden die Priester der Bruderschaft vom Generaloberen je nach Eignung und Neigung und in Absprache mit dem jeweiligen Ortsbischof in eine ihrer Niederlassungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz oder in andere Länder entsandt. Nach Möglichkeit leben die Priester dort in kleinen Gemeinschaften und sind auf verschiedene Weise seelsorglich tätig.
Interessenten
Jungen Männern, die sich für das Priesterseminar St. Petrus interessieren, wird empfohlen, an Exerzitien teilzunehmen, die von den Priestern der Bruderschaft gepredigt werden. Zu einem Besuch in den Häusern der Bruderschaft oder im Priesterseminar in Wigratzbad sind sie stets herzlich willkommen!