Die Jungfrau Maria und der brennende Dornbusch
Der Dornbusch, aus dem Gott dem Moses am Fuß des Berges Sinai erschien, wirft ein Licht auf das Geheimnis Mariens. Er ähnelt ihr und sie ähnelt ihm!Im Dornbusch hat Gott sich offenbart. Er hat das Elend seines Volkes gesehen, und ihr Schreien hat er gehört [vgl. Ex 3, 7]. Darum hat er sich erbarmt und ist gekommen, sie aus der Knechtschaft Ägyptens zu erlösen.
Auch in Maria hat Gott sich offenbart. In erbarmender Liebe hat Gott sich der Not der Menschen zugewandt, um denen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes [vgl. Lk 1, 79] und sie aus der Knechtschaft der Sünde zu erlösen.
Doch zwischen beiden besteht ein großer Unterschied: Im Alten Testament hat Gott den Moses gesandt und ihm zugesagt, er werde mit ihm sein [Ex 3, 12]. In Maria hingegen ist Gott selbst gekommen [vgl. Is 35, 4], um sein Volk zu erlösen.
Um das zu verstehen, muss man wissen, wer Jesus Christus ist.
Als Christen glauben wir, dass Jesus Christus wahrer Gott ist, geboren vor aller Zeit: „Er ist aus dem Vater geboren vor aller Zeit. Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott; gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen.“ (Credo)Wir glauben aber auch, dass Jesus Christus wahrer Mensch ist, geboren in der Zeit: „Für uns Menschen und um unseres Heiles willen ist er vom Himmel herabgestiegen. Er hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist aus Maria, der Jungfrau, und ist Mensch geworden.“ (Credo)
Weil Maria die Mutter Jesu ist und weil Jesus wahrer Gott ist, kommt Maria die hohe Würde zu, Gottesmutter zu sein.
Großes hat an ihr getan, der mächtig ist, und heilig ist sein Name!
Wenden wir den Blick noch einmal dem Dornbusch zu.
Der Dornbusch war auf wunderbare Weise von göttlichem Feuer erfüllt und blieb doch unversehrt. Darüber staunte Moses!Maria war auf wunderbare Weise von Gott selbst erfüllt, denn der Heilige Geist kam über sie und die Kraft des Allerhöchsten hat sie überschattet, und das Heilige, das aus ihr geboren wurde, war der Sohn des lebendigen Gottes [vgl. Lk 1, 35]. Und auch sie blieb, wie der Dornbusch, unversehrt, nämlich in ihrer Jungfräulichkeit. Darüber staunt die ganze Christenheit!
Moses hat sich dem Dornbusch, in dem Gott sich offenbarte, mit großer Ehrfurcht genähert. Sollten nicht auch wir in großer Ehrfurcht und mit Freude jene selig preisen, die der menschgewordene Gottessohn selbst sich zur Mutter erwählt hat [vgl. Lk 1, 48]?